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PREISBILDUNG

Es gibt international verschiedene Abrechnungsmodalitäten für Übersetzungsarbeiten. In Deutschland ist es üblich, Texte zeilenweise oder je nach Wortzahl abzurechnen. Dabei variieren die Preise je nach Textsorte und Schwierigkeitsgrad des Ausgangtextes. Außerdem können sehr komplizierte und zeitintensive Texte nach einem festen Stundensatz abgerechnet werden, sowie in besonderen Situationen Zuschläge anfallen.

Im Sinne der Transparenz habe ich im Folgenden kurz die Faktoren erläutert, die auf den Endpreis den größten Einfluss haben.

Wie setzen sich die Preise zusammen?

Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass lediglich etwa 50% des tatsächlichen Arbeitsaufwands, der mit einem Auftrag verbunden ist, dem Kunden in Rechnung gestellt wird. Diese Kosten decken nur das Übersetzen ab, d.h.: die nötigen Analysen der Ausgangstexte und Referenzmaterialien, Vorbereitung der Dokumente (z.B. Konvertierung der Dateien), Übertragung des Textes in die Zielsprache, mehrere Revisionen und Korrekturen, um die Einheitlichkeit des Stils und der Terminologie, als auch des natürlichen Klangs des Textes in der Zielsprache zu gewährleisten, sowie die finale Formatierung der Dokumente mit der Berücksichtigung von Kundenwünschen. All das gilt für den Stundensatz. Wenn man sich aber auf den Wortpreis als Berechnungsgrundlage geeinigt hat (im Falle simpler Inhalte), zahlt der Kunde de facto bloß für die Textübertragung aus einer Sprache in die nächste, obwohl der Übersetzer dennoch alle oben erwähnte Schritte ausführen muss.

Die restlichen, nicht in Rechnung gestellten 50% der Arbeit umfassen: Vermarktung der Dienstleistungen, Kundenaquise, Bearbeitung der Kundenanfragen, Erstellung von Kostenvoranschlägen und Rechnungen, Kommunikation mit dem Kunden während der Ausführung eines Auftrags (Klären der Fragen bezüglich Ausgangstexten oder Kundenwünschen), fortlaufende berufliche Weiterbildung, Lösen von Problemen mit der genutzten Software oder Hardware, Planung des Tagesablaufs und der Aufträge, als auch andere administrative Tätigkeiten. All diese Aufgaben sind unausweichbar für einen Unternehmer und gehören zum Alltag sowohl eines Freelancers (egal ob Übersetzer, Designer oder ein anderer Experte), als auch eines Übersetzungsbüros.

Während große Büros zum Erledigen jeder von diesen Aufgaben einen anderen Spezialisten einstellen, müssen freiberufliche Übersetzer gleichzeitig die Rolle eines Promoters, IT-Spezialisten, Kundenbetreuers, Projektmanagers, Übersetzers, einer Sekretärin und andere annehmen. Jede dieser Tätigkeiten hat einen Preis. Um viele Experten beschäftigen und stets Dienstleistungen in wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können, entscheiden sich Übersetzungsbüros oft, mit unerfahrenen Übersetzern/Anfängern oder Hobby-Übersetzern zu kooperieren, die eigentlich andere Haupteinkommensquellen haben und deswegen keinen Wert auf die Qualität ihrer Arbeit legen. Dazu arbeiten sie häufig unter Zeitdruck und für lächerliches Geld, was keine Zeit und Motivation für nötige Analysen des Ausgangstexts, der Referenzmaterialien und Zusammenhänge, oder auch für mehrfache Überarbeitungen und Korrekturen zulässt. Dies spiegelt sich in schlechten Zieltexten wieder - inkohärent, unnatürlich und ohne Bezug zum Kontext. Darüber hinaus gibt es viele Agenturen in der Welt, die die Unwissenheit oder Lebensbedingungen der Übersetzer direkt ausnutzen, um ihr Honorar möglich stark zu drücken, weit unter die wirtschaftlich annehmbare Grenzen.

Noch schlimmere Ergebnisse erzielt man bei maschinellen Übersetzungen, die gänzlich von AI-geführter Übersetzungssoftware erstellt werden, denn diese sind nicht im Stande kulturelle Aspekte, idiomatische Wendungen, versteckte Botschaften und andere Metainformationen zu berücksichtigen, die oftmals die Bedeutung einer Aussage radikal verändern. Solch schlecht übertragene Dokumente können einen Kunden in ziemlich große Schwierigkeiten bringen.

Professionelle freiberufliche Übersetzer, die in dem Beruf auf Vollzeitbasis arbeiten, legen Wert auf Qualität der angebotenen Leistungen und Kundenzufriedenheit, weil genau von den zwei Faktoren der Erhalt weiterer Aufträge, ihre Marktstellung und letztendlich ihr Lebensunterhalt abhängt. Um anständig leben zu können, muss ein Übersetzer in seinen Preisen nicht nur die große Menge an Aufgaben berücksichtigen, sondern auch die allgemeinen Lebens- und Betriebskosten wiederspiegeln, wie: Miete mit Nebenkosten, Essen, private und betriebliche Versicherungen, Miete für Büro mit Nebenkosten oder Kosten verbunden mit dem Arbeiten von Zuhause (Internetverbindung, Telefon, Hardware, Softwarelizenzen, ergonomischer Bürostuhl und Schreibtisch), Marketingkosten (z.B. Webseite, verschiedene Werbungsmaterialien), Kosten für Steuerabrechnung, Gebühren für berufliche Weiterbildung und vieles mehr. Alle diese summierten Aufwendungen werden dann auf 40 (oder häufig mehr) Wochenarbeitsstunden und anschließend auf Zeilen- oder Wortpreis umgerechnet.

Preise vs Arbeitszeit

An einem 8-stündigen Arbeitstag schafft ein Übersetzer im Durchschnitt 2500 Wörter eines Ausgangtextes zu bearbeiten, was etwa 10 Normseiten entspricht. Ob ein Tag mehr oder weniger produktiv ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab, wie: Komplexität der Syntax (Satzbau) und Semantik (Bedeutung) im Text, Fachgebiet (Thema, Terminologie) und Grad der Spezialisierung des Übersetzers, Besonderheiten des Kontexts (wie viele und welcher Sorte Referenzmaterialien wurden bereitgestellt und müssen analysiert werden), Formatierung (inklusive Dateikonvertierung) etc. Somit ist von zwischen 2000 und 3000 Wörter/Tag auszugehen.

Um ihre Produktivität zu steigern machen sich viele Übersetzer sogenannte CAT-Tools und andere Textverarbeitungsprogramme zunutze. Sie übernehmen die simplen aber zeitaufwändigen Aufgaben, sodass der Übersetzer sich auf die kreativen Aspekte der Arbeit fokussieren kann. Da wir leider nur Menschen und keine Maschinen sind, nimmt unsere Konzentration, und somit unsere Produktivität, mit jeder ununterbrochenen Arbeitsstunde ab, was zu Fehltritten und Ungenauigkeiten im Text führen kann. Regelmäßig eingelegte Pausen und systematische Revisionen sind somit unerlässlich, wenn man die höchste Qualität einer Übersetzung gewährleisten will. In einer perfekten Welt kann sich ein Experte erlauben, einen zusätzlichen Tag dafür zu nehmen, um mit frischen, erholten Augen noch einmal den Text zu kontrollieren, bevor er an den Kunden verschickt wird. In dieser Phase werden am häufigsten kleinste Fehler erkannt und manchmal fällt einem plötzlich eine bessere sprachliche Lösung ein, die den Zieltext mit Nutzen für den Kunden optimiert. Der Zeitdruck spricht immer gegen die Qualität. Wenn also eine Übersetzung dringend oder hoch spezialisiert ist, erfordert die Arbeit die höchste Konzentrationsstufe über eine längere Zeitperiode, Überstunden und oftmals Umorganisierung der Aufträge. Diese Unannehmlichkeiten werden dann entsprechend entlohnt.

Unter Berücksichtigung aller oben genannten Punkte lässt sich erkennen, dass ein höherer Preis eine höhere Übersetzungsqualität bedeutet, die Hand in Hand mit einer professioneller Kundenbetreuung und einer persönlichen Annäherung an die individuellen Bedürfnisse eines Kunden geht.

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